Scutum

Das Material
  • rechteckiger Scutum-Rohling von André Lerch (per E-Mail anfragen), 1070 x 680/900 mm (gewölbt/ungewölbt), Wölbungstiefe ca. 220 mm, Stärke = 12 mm
  • Holzleisten aus Eiche, Querschnitt = 20 x 5 mm, Länge = 1000 mm
  • schweres Leinen
  • schaukampftauglicher Sechskant-Umbo von Wulflund
  • Rohhautstreifen in ausreichender Länge, Breite= 50 mm
  • Schmiedenägel, Länge = 75 mm
  • kleine Nägel, Länge = 13 - 15 mm
  • Lederrundriemen, Ø = 1,5 - 2 mm
  • Lederflechtriemen, Breite = 5 mm
  • Holzschrauben
  • Holzfarbe
  • Holzkaltleim (langsam trocknend, schnell trocknend)
  • Werkzeuge (Stichsäge, Bohrmaschine, Säge, Feilen verschiedener Stärken und Größen, Hammer, Schere, Pinsel, Bastelklemmen, Leimzwingen, Cutter oder Skalpell, Bleistift, Gliedermaßstab)
Der Bau
Dies ist die Anleitung zum Bau eines frühkaiserzeitlichen Scutums, welches eine Übergangsform zwischen den ovalen republikanischen und den späteren kaiserzeitlichen Rechteck-Scuta darstellte.

Der hier verwendete Scutum-Rohling besteht aus mehreren wechselnden Lagen Birken- und Pappelholz mit einer Gesamtstärke von 12 mm und kommt den von den Römern verwendeten Materialien schon sehr nahe.

Zunächst legt man die Mitte auf dem Rohling fest. Danach wird die Größe und Position des Schildlochs eingezeichnet (etwas oberhalb der Mitte). Wichtig ist hier, einen waagerechten, absolut mittigen Steg für die Schildfessel zu berücksichtigen (Bild 1). Mit Hilfe von Schablonen werden auch die Rundungen der seitlichen Kanten festgelegt (Bild 2).
Anschließend sägt man die seitlichen Rundungen (Bild 3) und das Schildloch mit Hilfe einer Stichsäge aus. Bitte darauf achten, dass der Steg für die Schildfessel stehen bleibt. (Bild 4). Durch die leichte Versetzung des Schildlochs nach oben, haben wir nun oberhalb des Steges einen etwas größeren halbkreisförmigen Ausschnitt als unterhalb. Dadurch wird das Halten des Schildes erheblich angenehmer.

Jetzt müssen die Sägekanten sorgfätig entgratet und verschliffen werden. Die obere Kante des Schildloches sollte stark abgeschrägt werden und einen sanften Übergang erhalten, um später nicht schmerzhaft auf den Handrücken zu drücken.

Nun erfolgt zunächst die Bespannung der Rückseite. Hierzu schneidet man ein ausreichend großes Stück Leinen zurecht, streicht die Innenfläche des Rohlings großzügig mit leicht verdünntem Holzkaltleim ein, legt das Leinen darauf und streicht es solange glatt, bis alle Blasen verschwunden sind. Es muss darauf geachtet werden, dass auch die Holzkanten mit dem Leinen überklebt werden, da diese im Kampf am häufigsten getroffen werden und eine zusätzliche Verstärkung sehr hilfreich ist. Zur Not muss hier mit schnelltrocknendem Holzkaltleim noch einmal nachgeklebt werden.
Nach der Trocknung schneidet man die überstehenden Ränder des Leinens mit einem Cuttermesser ab und legt das Schildloch wieder frei (Bild 5). Nun erfolgt die Bespannung der Vorderseite. Hierbei verfährt man analog zur Rückseite (Bild 6). Nachdem die Erstbespannung der Vorderseite trocken ist, wird auf dieselbe Weise noch eine zweite Leinenschicht darüber gespannt. Dadurch erhält der Schild eine erhebliche Verfestigung der Oberfläche (Bild 7).

Nun wird die Schildfessel angebracht. Man kann dazu einfach ein geeignetes Stück Holz aus dem Verschnitt der seitlichen Rundungen nehmen, das die gleiche Breite haben sollte wie der Steg. Um es in Form zu bringen, sollte man es über Nacht im Wasser lagern und dann mit Leimzwingen über einer geeigneten Form trocknen lassen (zur Not kann man hierfür die Innenseite des Scutum-Rohlings nehmen, sollte das dann allerdings vor dem Bespannen tun).
Nach dem Trocknen wird es mit schnelltrocknendem Holzkaltleim auf den Steg geklebt und mit kleinen Leimzwingen fest verpresst. Das Ganze sollte man sorgfältig trocknen lassen. Danach werden zur zusätzlichen Sicherung von vorn durch den Steg hindurch Holzschrauben getrieben. Das ist zwar nicht authentisch, man sieht es aber später nicht mehr (Bild 8). Steg und Schildfessel sollten nun sorgfältig verschliffen werden, um die Kanten zu runden und ein angenehmeres Tragen zu gewährleisten.

Die Holzleisten aus Eiche für die waagerechten Verstärkungen müssen vor dem Verarbeiten ebenfalls über Nacht gewässert werden und anschließend an einer Form trocknen. Danach werden sie zurecht gesägt, an die Innenseite geklebt und mit Leimzwingen fest verpresst. Die senkrechten Verstärkungseisten müssen nun auf Länge gesägt und verklebt werden. Nach dem Trocknen werden die Leisten noch mit kleinen Nägeln gesichert. Hierfür eignen sich am besten ungehärtete Nägel, da deren Schäfte sich beim Einschlagen in das Holz spiralförmig verdrehen und somit bei Schlägen gegen den Schild nicht einfach wieder herausrutschen (Bild 9).

Jetzt erfolgt die Bespannung des Schildrandes mit Rohhaut. Für die gebogenen Kanten oben und unten ist es am besten, man schneidet aus einem größeren Stück Rohhaut bogenförmige Streifen von 5 cm Breite aus (gleicher Radius wie die Kanten), da diese sich dort leichter verarbeiten lassen, als gerade Rohhauttreifen. Für die seitlichen Kanten genügen gerade Rohhautstreifen.
Vor dem Verarbeiten muss die Rohhaut gewässert werden, da sie dadurch sehr flexibel wird. Die Kanten des Schildes werden mit schnelltrocknendem Holzkaltleim eingestrichen. Anschließend wird die handfeuchte (nicht nasse!) Rohhaut mit Hilfe von Leimklammern entlang der eingeleimten Schildkanten befestigt (Bild 10). Am besten ist es, man geht schrittweise vor und bespannt die Kanten eine nach der anderen. Rohhaut braucht recht lange, um wieder komplett auszutrocken. Dabei zieht sie sich etwas zusammen und wird gleichzeitig sehr hart (Bild 11, 12 und 13). Um die Abdrücke der Leimklammern auf ein Minimum zu reduzieren, sollte man diese entfernen sobald der Holzkaltleim weitgehend trocken ist, und keine Gefahr mehr besteht, dass die noch feuchte Rohhaut ihre Position verändert.

Nach dem kompletten Trocknen der Rohhaut geht es an das Vernähen. Hierzu bohrt man zunächst entlang der Schildränder in regelmäßen Abständen kleine Löcher (Ø ca. 2 mm). Bitte darauf achten, dass die Anzahl der Löcher geradzahlig ist, damit sich die beiden Enden des Lederrundriemens auf der gleichen Seite des Schildes befinden und miteinander verknotet werden können. Nun fädelt man Loch für Loch den Rundriemen ein, immer abwechselnd von hinten nach vorn (Bild 14 und 15).

Nachdem dies abgeschlossen ist, ist der Schild bereit für die Grundbemalung. Als Farbe wurde hier Purpurrot für die Vorder- und Rückseite, sowie schwarz für den Rohhautrand gewählt (
Bild 16, 17 und 18).

Ist die Grundfarbe trocken, wird um die Schildfessel Lederflechtriemen gewickelt und mit Holzkaltleim verklebt, um einen besseren Griff zu gewährleisten (Bild 19 und 20).
Nun erfolgt das Anbringen des Schildbuckels mit Hilfe von 7,5 cm langen Schmiedenägeln, die nach dem Durchschlagen auf der Rückseite zweifach umgebogen und zurück ins Holz getrieben werden (dabei muss auf der Vorderseite gegen gehalten werden). Es empfiehlt sich kleine Löcher vorzubohren um ein Splittern des Holzes beim Durchschlagen der Nägel zu vermeiden (
Bild 21 und 22).

Ist der Schildbuckel befestigt, kann die Motivbemalung und das Aufbringen der Legionsinsignien beginnen (Bild 23). Die Wahl der Motive kann nach eigenem Geschmack erfolgen, solange sie historischen Tatsachen entsprechen. Da von der LEG XVII keine Schildbemalungen überliefert sind, muss man sich daran orientieren, was bei anderen Legionen dieser Zeit üblich war (Bild 24).
Zum Schluss erhalten einige der Motive noch einen schwarzen Rand, um sie besser hervorzuheben (Bild 25 und 26).

Nun ist das Scutum fertig und einsatzbereit (
Bild 27 und 28).